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Tuina-Massage: TCM mit den Händen statt mit der Nadel

Die Tuina-Massage ist eine Form der „physikalischen Therapie“, die Erkenntnisse aus Bewegungs- und Chirotherapie, Massage, Akupunktur, Akupressur, Orthopädie und Unfallchirurgie vereint und auf der Grundlage der Chinesischen Medizin arbeitet. Sie bedient sich verschiedener Handtechniken und spezieller Manipulationen, um das Qi in den Leitbahnen (Meridianen) zu regulieren.

Das chinesische Wort tuina heißt übersetzt „schieben und greifen“. Die Tuina gehört wie Akupunktur, Arzneimitteltherapie, Diätetik und den Bewegungstherapien (Taiji und Qigong) zu den Grundpfeilern der TCM-Therapie.
Neben der klassischen Anwendung bei Erkrankungen des Bewegungsapparates kann mit Tuina auch eine Vielzahl anderer Krankheiten gezielt beeinflusst werden, die von akuten grippalen Infekten über Regel- oder Schlafstörungen bis hin zu chronischen Krankheiten reichen. Besonders bewährt hat sich Tuina auch in der Kinderheilkunde.

 

Tuina in der Praxis – ein Fallbeispiel

Wie eine Tuina-Behandlung aussehen kann, möchte ich anhand eines Fallbeispiels verdeutlichen.
Die 46-jährige Frau S. kommt zum ersten Mal zur Behandlung. Sie hat eine überwiegend sitzende Tätigkeit und muss ihre schwere Laptoptasche oft über weite Stecken einseitig tragen. 2010 wurden zwei Bandscheibenvorfälle L3/4 und L4/5 diagnostiziert. Außerdem ist Frau S. Migränepatientin, es plagen sie häufig einseitige Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen. Dazu leidet sie unter Schulter-Nacken-Verspannungen.
Als sie zur Tuina-Massage kommt, hat sie akut einseitig rechts Schmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule, die auch ins Becken ausstrahlen. Bei der Anamnese frage ich sie nicht nur nach den Schmerzen, nach Vorbefunden und Vorerkrankungen, sondern schließe auch Fragen nach der Verdauung, nach Schlaf, Wärme- und Kälteempfinden sowie nach der psychischen Verfassung mit ein.
An die ausführliche Befragung schließt sich die Puls- und Zungendiagnose an.

 

Frau S. hat an allen drei Taststellen am Handgelenk nur sehr tief zu tastende Pulse, die sich jedoch gespannt anfühlen. Ihre Zunge ist blass. Alles deutet auf eine Schwächesymptomatik hin, die das Qi und das Xue des Nieren-Funktionskreises betrifft. Die aktuelle Schmerzausstrahlung gibt mir den Hinweis, dass sich die Zirkulationsstörung des Qi und des Xue vor allem auf die Gallenblasenleitbahn auswirken.


Beim physiotherapeutischen Funktionsbefund stelle ich eine Facettengelenksblockade L3/4 rechts fest. Die Ausstrahlung entspricht dem Dermatom. Ich bitte Frau S. sich auf den Bauch zu legen. Nach den üblichen vorbereitenden und muskellockernden Techniken im Bereich des unteren Rückens und des Beckens verwende ich zur Lösung der Gelenkblockade die Manipulation „schräge Traktion des unteren Rückens“ (panyao). Dann erfolgt eine Behandlung mit verschiedenen Tuina-Techniken auf bestimmten
Akupunkturpunkten und im Verlauf der Leitbahnen.

 

Die von Frau Dr. Han Chaling in ihrem Buch „Leitfaden Tuina, die manuellen Techniken in der TCM“ (Elsevier Verlag, 3. Auflage, 2013) „Bausteine“ genannten Kombinationen von Techniken werden aufgrund der Diagnosestellung ausgesucht.

Sie heißen beispielsweise:

  • „In der Lumbalregion punktartig pressen und waagrecht reiben“ (yaobu hengmo)
  • „In der Gesäßregion schieben“ (tui tunbu)
  • „Die acht Kellerlöcher waagrecht reiben“ (hengmo baliao)
  • „Beinaußenseite schieben“ (tui guwaice).

 

Die Patientin bekommt die Hausaufgabe, zwei der Akupunkturpunkte selbst zu akupressieren. Sie kommt einmal wöchentlich zur Behandlung. Nach drei Behandlungen sind die Beschwerden im unteren Rücken und im Becken verschwunden. Sie will jedoch auch weiterhin alle 14 Tage behandelt werden, um auch ihre Migräne weiter zu lindern, nachdem sich dabei schon eine Besserung eingestellt hat.

 

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Dieser Artikel ist in Beruf | Naturheilkunde (2016/2017) erschienen.

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