Methoden:
Es wurden 11 TCM-Ärztinnen (mittlere TCM-Erfahrung, 15 ± 8 SD Jahre) aus Deutschland und Österreich rekrutiert, die retrospektiv Daten von 79 Patient:innen (65% Frauen, durchschnittliches Alter 47±16 SD Jahre) mit gesichertem Post-/Long-COVID mittels Online-Fragebögen erfassten. Dokumentiert wurden die westlichen und TCM-Diagnosen zu Behandlungsbeginn und deren Veränderungen im Therapieverlauf sowie angewandte TCM-Methoden und Arzneimittelrezepturen.
Ergebnisse:
46 % der 79 Patienten waren aufgrund langanhaltender COVID-Beschwerden zumindest vorübergehend arbeitsunfähig. Die TCM-Behandlung begann im Durchschnitt 18 ± 28 Wochen nach Auftreten der Post-/Long-COVID Symptome und umfasste durchschnittlich 7± 4 TCM-Konsultationen (bei 37 Patienten war die TCM-Behandlung zum Zeitpunkt der Auswertung noch nicht abgeschlossen). Die häufigsten TCM-Behandlungen waren Akupunktur (n=66; 85 %), chinesische Kräuter (n=61; 77 %) und chinesische Ernährungsberatung (n=32; 41 %). Die häufigsten Gründe für die Inanspruchnahme einer TCM-Behandlung waren Müdigkeit (n=68), eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit (n=62) und Belastungsdyspnoe (n=46). Zum Zeitpunkt der Datenerfassung bewerteten die Ärzt:innen die globale Symptomverbesserung im Durchschnitt mit 62% ± 29% SD, wobei 53 von 79 Patienten (67%) eine Verbesserung von mindestens 50 % aufwiesen. Signifikante Verbesserungen wurden bei einer Vielzahl von Symptomen festgestellt, darunter Fatigue (p=.002), Beeinträchtigung der körperlichen Leistungsfähigkeit (p<.001) und Belastungsdyspnoe (p<.001). Die Behandlung wurde bei 32 von 42 Patienten (76 %) wegen deutlicher Verbesserung, bei 6 Patienten (14 %) wegen unzureichender Verbesserung und bei 4 Patienten (10 %) aus finanziellen oder persönlichen Gründen abgebrochen.
Diskussion:
Die Ergebnisse der Pilotstudie legen nahe, dass TCM eine effektive (Begleit-)Therapie bei Post-/Long-COVID darstellt. Aufgrund des unkontrollierten und retrospektiven Studiendesigns müssen die Ergebnisse jedoch mit Vorsicht interpretiert werden.
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Jana Kraft1, Anne Hardy2, Verena Baustädter3, Martina Bögel-Witt2, Katharina Krassnig3, Birgit Ziegler2, Karin Meissner1
(1) Integrative Gesundheitsförderung, Hochschule Coburg, Coburg, Deutschland
(2) Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin (AGTCM), Berlin, Deutschland.
(3) Wiener Schule für Traditionelle Chinesische Medizin (WSTCM), Wien, Österreich
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